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DIY - Treppenstufen schleifen

Das Haus, in dem ich lebe, hat zwei wunderschöne Treppen aus Holz, die leider jahrelang unter einem dicken Teppich versteckt waren. Kurz nach dem Einzug habe ich die Stufen von jenem Teppich befreit, der über die Jahre unansehnlich geworden ist und auch die Geschichte des Hauses allzu freimütig und lebhaft erzählte.


Das Entfernen des Teppichs hatte zugegebenermaßen einen Nachteil: Der Teppichkleber - damals vollflächig verteilt- hatte sich untrennbar mit dem Holz verbunden und es ist uns nicht gelungen, diesen auch nur ansatzweise zu entfernen. Wir haben alles versucht, was uns, oder denen, die wir um Rat fragten, eingefallen ist, ohne das Holz selbst anzugreifen. Zwecklos. Dieser Kleber hatte es in sich und es war an einem Punkt klar: Den kann man nur über Schleifen entfernen.


Um niemandem vorzuenthalten, wie dieser Kleber die schöne Treppen eingenommen hatte, habe ich ein paar Bilder mitgebracht. Schön ist wahrlich was anderes:



Der Tischler meines Vertrauens jedoch riet dazu, komplett neue Stufen einzusetzen.

Warum? Die Kosten für das Schleifen stünden in keinem Verhältnis zumal die Stufen teilweise verbogen waren. Ein guter Tischler kann kaum mit seinen Namen für -zwar schön geschliffene, aber in sich krumme Stufen- grade stehen. Somit war der Tischler als Option raus, die Treppe zu erneuern, da mir der Erhalt der alten Treppe überaus wichtig war.


Es war also ein DIY-Projekt. Challenge accepted.


Eine Stufe haben wir also demontiert und mit Schleifpapier geschliffen. Neben einer riesen Sauerei war das Schleifen unfassbar zeitaufwendig und so ließen wir die Treppe erst einmal ruhen - mit dem Kleber. Es mag kaum verwundern, dass jeder Blick auf die Treppe und jeder Schritt auf ihren Stufen uns immer wieder klar machte: Hier müssen wir noch etwas tun. Aber was und wie?



Die zündende Idee


Manchmal kommt es eben anders als geplant und so stolperten wir quasi nebenbei auf die Lösung unseres Problems: Wir haben zu laienhaft gedacht und uns fehlte einfach das richtige Werkzeug. Das Schleifen der Treppenstufen war der zweite Schritt in der Bearbeitung. Der Erste war, den Kleber zu entfernen und dafür muss man etwas größere Geschütze auffahren als einfaches Schleifpapier.


Ich werde nun Schritt für Schritt erklären, wie wir zunächst den Kleber des Todes von den Stufen entfernt, die Treppenstufen daraufhin sorgsam geschliffen haben und dann endlich wieder in ihrem Originalzustand bringen und final einbauen konnten.


Schritt 1: Treppenstufen abbauen


Unsere Treppenstufen sind einseitig auf der Wange verschraubt und auf der anderen Seite auf eine Metallkonstruktion gesetzt, die auch als Geländer fungiert.

Das Abschrauben war daher einfach mit einem Akkuschrauber auf der einen Seite und einem Schraubenschlüssel auf der anderen Seite erledigt.


Schritt 2: Winkelschleifer und Metallbürste


Ab nach draußen: Die nun anstehenden Schleif-Arbeiten sollten nicht im Haus gemacht werden. Ganz ehrlich: Denkt nicht einmal darüber nach, es drinnen zu machen.


💡Tipp: Nutzt eine Schutzbrille und einen Staubschutz für Mund und Nase. Klebereste und Holzstaub werden für die kommenden Stunden eure Begleiter sein. Heutzutage hat ja dank Corona wirklich jeder entsprechende Schutzausrüstung im Haus. So hat die Pandemie ja doch was Gutes.



Für den Winkelschleifer solltet ihr euch eine Scheibenbürste bzw. eine Zopfrundbürste gönnen. Damit kommt der Kleber garantiert runter. Allerdings braucht es dafür eine ruhige Hand und Durchhaltevermögen, denn jetzt geht es darum, die oberste Schicht der Treppenstufen mit der Metallbürste auf dem Winkelschleifer abzutragen.

Stellt euch mental auf eine staubige Angelegenheit ein, aber es lohnt sich!


Achtet darauf, gleichmäßig übers Holz zu gehen und nicht abzurutschen. So eine Stahlbürste mit voller Umdrehung verzeiht nicht allzu viele Patzer. Aber selbst wenn ihr mal abrutscht: Im nächsten Schritt kann man sowas recht leicht wieder ausgleichen.


Lasst euch dennoch Zeit und eilt nicht übers Holz. Schließlich soll diese Arbeit ja nur einmal in 20 Jahren erfolgen und da kann man sich ruhig etwas Zeit nehmen.


Hier ein Bild gemacht, dass eine Treppenstufe direkt nach dem Bearbeitungsschritt mit dem Winkelschleifer zeigt. Der Kleber ist nahezu restlos verschwunden.




Schritt 3: Schleifen - schleifen - schleifen


Die Scheibenbürste entfernt zwar zuverlässig Klebereste und die oberste Lackschicht, allerdings bedarf es einer Nachbehandlung, um die Stufen nun glatt und feinporig zu bekommen. Dafür nutze ich einen normalen Multischleifer mit sowohl 40er, 80er und 120er Schleifpapier.


Im ersten Durchgang wird mit dem 40er Schleifpapier die gröbste Vorarbeit geleistet und das Holz nahezu perfekt glatt geschliffen. Das Ziel ist es, eine Treppenstufen zu erhalten, die ebenmäßig und glatt ist. Beim Überstreichen mit der Hand sollten keine Unebenheiten mehr spürbar sein.


Mit dem 80er Schleifpapier und dem 120er wird es dann noch glatter, noch ebener und noch feinporiger. Vor meinem inneren Auge habe ich immer den nächsten Besuch meines Tischlers vor Augen gehabt und mir seine Reaktion vorgestellt. Um jeden Preis wollte ich vermeiden, dass er etwas wie `na, da hättet ihr aber noch mal drüber schleifen sollen´ sagt.


Aber alles Schleifen hat irgendwann ein Ende und glatter als ein Babypopo sollte es eh nie werden.


Schritt 4: Holzschutz


Obwohl die glattgeschliffenen Treppenstufen pur fast am Schönsten sind, haben wir uns dazu entschlossen, dem Holz eine Schutzbehandlung zu gönnen. Schließlich haben solche Stufen über die Jahre einiges auszustehen - von der Benutzung mit verdreckten Schuhen, über versehentlich verschüttete Flüssigkeiten, bis hin zum feuchten Abwischen.


Nach etwas Recherche haben wir uns für farbloses Hartwachsöl entschieden, das Grundierung in Finish in einem ist und auch als Auffrischung nach einigen Jahren wieder verwendet werden kann.

Auschlaggebend für die Entscheidung war, dass die Treppenstufen natürlich aussehen aber dennoch Belastungen wie feuchtem Abwischen standhalten. Die Oberflächen sollten versiegelt aber nicht verschlossen werden und nicht lackiert glänzen.


Den Holzschutz sollte man bei guter Belüftung verarbeiten. Diesen Rat kann ich nur unterschreichen: Bei der Verarbeitung kann es sonst schnell zu Kopfschmerzen kommen.


Ich habe im Großen und Ganzen drei Arbeitsschritte gemacht:


1) Das Holz von Schleif- und Staubresten befreien und großzügig mit dem Öl bepinseln.

Hier sieht man, wie das Holz sofort die Farbe ändert, sobald man etwas Hartwachsöl darauf verteilt:


2) Nach etwa 20 Minuten mit einem Küchenhandtuch (Baumwolltuch) das überschüssige Öl ins Holz einmassieren und nochmals großzügig mit Öl einpinseln.


3) Nach einiger Wartezeit das überschüssige Öl nochmals mit dem Handtuch verteilen und das Holz gleichmäßig trockenreiben. (Gemäß Packungsbeilage kann man noch eine dritte Bearbeitungsrunde einlegen je nachdem wie stark das Holz das Öl noch einzieht.)


Nach etwa 20 bis 24 Stunden habe ich die Stufen noch einmal gründlich mit einem trockenen Küchenhandtuch poliert.


Schritt 5: Stufen einbauen


Die nun trockenen und polierten Stufen sind durch das Öl etwas kräftiger in der Farbe geworden und haben einen seidenmatten Glanz.

Und das wars auch schon für die Bearbeitung: Die Stufen können wieder eingesetzt werden.


Da die Bohrlöcher nach wie vor vorhanden sind, ist das Einbauen schnell erledigt. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass alle Schrauben fest angezogen sind, damit die Stufen sicher zu benutzen sind.


Hier seht ihr einmal im direkten Vergleich, wie sich die behandelten von den unbehandelten Stufen in der Helligkeit unterscheiden. Schön ist, dass die behandelten Hölzer im Farbton der Wange und dem Handlauf entsprechen. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass wir die originale Färbung sehr genau getroffen haben.


Es empfiehlt sich, noch einige Tage zu warten, ehe man die Treppe stark beansprucht und beispielsweise feucht abwischt. So ist gewährleistet, dass das Öl gänzlich getrocknet bzw. eingezogen ist und das Holz optimal geschützt.


Fertig - Ein Fazit


Nachdem wir erst einmal wussten, wie wir die Treppe vom Kleber befreien konnten, war es in der Tat gar keine allzu große Challenge mehr. Selbstverständlich war es zeitintensiv und anstrengend, aber wie die meisten DIY-Projekte hat es auch viel Spaß gemacht.


Am besten ist natürlich, dass die Treppe jetzt endlich wieder in ihrer alten Schönheit erstrahlt und weder von einem hässlichen Teppich oder Kleberesten verschandelt wird.


Die Mühe hat sich gelohnt und Altes erstrahlt in neuem Glanz:






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